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Mitte: Großstadtflair und Kiezleben

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Die Berliner Bezirke sind Großstädte für sich: Die Bezirksbroschüren, die jährlich oder anderthalb jährlich erscheinen, stellen jeden Bezirk in seiner Vielfalt und Besonderheit dar. Der Leser erfährt Neues aus dem Rathaus und findet einen Wegweiser durch die Bezirksbehörde. Mit vielen Fotos, Berichten und Reportagen wird der Bezirk vorgestellt, von neuesten Projekten in Wirtschaft und Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Sport berichtet. Unternehmen vor Ort prägen die Wirtschaftskraft des Stadtbezirkes. Global tätig sind sie doch regional verwurzelt. Wirtschaftsbroschüren porträtieren Firmen und Gewerbestandorte, stellen gewinnbringende Netzwerke und regionale Besonderheiten dar in Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen, Handwerk, Kultur, Tourismus und Gesundheit. Erneuerbare Energien sind ebenso Schwerpunkt wie die Möglichkeiten zu Existenzgründung sowie Aus- und Weiterbildung.

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KULTUR | GESCHICHTE(N) | FREIZEIT 26 Eine Exkursion des Umweltladens Berlin Mitte Humboldtsche Wohn- und Wirkadressen Gunter Martin (4. v. r.) stoppt an der einstigen Sing-Akademie, dem heutigen Maxim-Gorki-Theater © Sabine Nöbel Humboldt-Universität, Humboldt Forum, Humboldthafen, Humboldthain – dieser Name ist aus Berlin nicht wegzudenken, hieß es in der Einladung vom Bezirksamt Mitte zu einer Führung „Humboldts Berlin“. Doch es ging nicht um all die Stätten, die nach ihnen benannt sind, wozu ja auch noch Schulen, Straßen, das Schloss in Tegel u. v. a. gehören. Ziel der Tour mit Dipl.-Biologen Gunter Martin waren vielmehr die Wohn- und Wirkungsstätten in der Berliner Friedrichstadt. Die Brüder Alexander und Wilhelm Humboldt wirkten ansonsten ja weit über Berlin und Deutschland hinaus. Alexander als Geograph, Naturforscher und Entdecker und Wilhelm als Sprachwissenschaftler, Bildungsreformer, Schriftsteller und Diplomat. Auch über 250 Jahre nach ihrer Geburt (1769 bzw. 1767) ist ihr Werk aktuell und gibt viele Anregungen für Denken, Lernen und Handeln im humanistischen Sinne. Die Führung, zu der sich zwei Dutzend Interessierte treffen, beginnt in der Oranienburger Straße, der letzten Wohnadresse Alexander v. Humboldts über 17 Jahre. Zwischen vielen Büchern, Schriftrollen, Pflanzen und mit seinem Papagei lebte er hier. Die Erinnerungstafel ist an einem wenig schönen Nachfolgebau angebracht, der direkt gegenüber vom Postfuhramt liegt, das aber erst nach Humboldts Tod gebaut wurde und in einem Relief an der Seite zur Tucholskystraße sein Porträt zeigt. Es geht weiter durch Straßen, die er auch benutzte, zur Sing-Akademie (heute Maxim-Gorki-Theater). Legendär waren seine Kosmos- Vorlesungen hier im Winter 1827/28, die Hunderten den aktuellen Stand der Wissenschaft vermittelten. Eine Kantate komponierte in seinem Auftrag 1828 Mendelssohn Bartholdy zum Naturforscherkongress. Sie wurde im Konzertsaal der Sing-Akademie uraufgeführt. Nicht weit ist es zur Universität Unter den Linden, 1809 auf Initiative des Bildungspolitikers Wilhelm von Humboldt durch König Friedrich Wilhelm III. im Zuge der preußischen Reformen gegründet. Seit 1945 trägt sie den Namen Humboldt-Universität, auf Sockeln vor ihr die Denkmäler von Wilhelm und Alexander, der neue naturwissenschaftliche Disziplinen hier angeregt hatte. Der Spaziergang geht weiter zum Schinkelplatz gegenüber vom Humboldt Forum in Gestalt des einstigen Schlosses, wo Alexander als Kammerherr und sein Bruder als Resident (Botschafter) des Königs am preußischen Hofe verkehrte und wo heute in ihrem humanistischen Geist gebildet werden soll. Es heißt, dass die Pflanzentableaus vor dem Bau zum Lustgarten hin Bezug auf Alexander von Humboldt nehmen. Aber es ist viel zu wenig Grün, um von einer Pflanzung in seinem Sinne zu sprechen, kritisieren einige in der Spaziergruppe. Ob im Relief am Fuße des Denkmals für den Gewerbereformer Peter Beuth auf dem Schinkelplatz Alexander oder Wilhelm abgebildet ist, da gingen die Meinungen in der Gruppe auch auseinander. Das Humboldt-Elternhaus bzw. dessen Adresse besuchen wir in der Jägerstraße 22. Einst stand hier ein dreigeschossiges Bürgerhaus an einer baumbestandenen Straße, schon vom Großvater der drei Humboldt-Brüder erworben. Auch der Hauslehrer wohnte hier. In einem Nachfolgebau aus den 1930er-Jahren sitzt heute passenderweise die Akademie der Wissenschaften wie auch nebenan am Gendarmenmarkt. Eine Forschungsstelle hat noch längere Zeit mit der Auswertung des Nachlasses von Alexander mit 12.000 Briefen und den Tagebüchern zu tun. Der Spaziergang endet an der Friedrich-/ Ecke Georgenstraße. Hier stand einst ein dreiflügeliges Mietshaus des Berliner Destillateurs und Bauherren Benjamin George, der auch den einstigen Katzenstieg zur Straße mit Bürgersteigen ausbaute, die dann nach ihm benannt wurde. Hier lebten Botschafter, Philosophen, Literaten und andere Berühmtheiten. Hier wohnte, forschte und empfing auch Alexander von Humboldt. In einem eisenfreien Häuschen im Garten des Benjamin George, etwa dort, wo sich heute der Bahnhof Friedrichstraße befindet, beobachtete er geomagnetische Phänomene. Womit längst nicht alle seiner vielen Berliner Adressen genannt sind. Sabine Nöbel www.berlin.de/ba-mitte/politik-undverwaltung/aemter/umwelt-und-naturschutzamt/umweltladen

Landesverdienstorden an Opernregisseur Barrie Kosky „Ich habe eine sehr spezielle Beziehung zum Berliner Publikum“ Barrie Kosky, geboren in Australien, ausgebildet in Klavier und Musikgeschichte, war zehn Jahre lang von August 2012 bis Juli 2022 Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin – und einer der zehn Persönlichkeiten, an die 2022 der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen wurde. Was für umjubelte und verlässlich sehr gut besuchte Aufführungen entstanden da! In Koskys Zeit setzte er zahlreiche künstlerische Impulse, die dem Opernhaus weit über die Grenzen Berlins hinaus zu internationaler Aufmerksamkeit und Anerkennung verhalfen. Am Ende seiner ersten Spielzeit wurde die Komische Oper Berlin in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zum Opernhaus des Jahres gewählt, 2016 wurde er in derselben Umfrage zum Regisseur des Jahres gekürt. 2014 erhielt er den International Opera Award als Regisseur des Jahres, im Geehrt: Barry Kosky © Jan Windszus/KOB darauffolgenden Jahr wurde die Komische Oper Berlin mit dem International Opera Award in der Kategorie Ensemble des Jahres ausgezeichnet. Kosky ist heute einer der gefragtesten Opernregisseure im deutschsprachigen Raum. In den Jahren seiner Intendanz hat er die Komische Oper Berlin mit knapp 30 Neuinszenierungen künstlerisch stark geprägt. So wurden von ihm die unter der NS-Herrschaft vom Programm verschwundenen und in Vergessenheit geratenen Operetten – insbesondere jüdischer Komponisten – wiederbelebt. Er hob die Unterscheidung zwischen ernster und unterhaltender Kultur auf und konnte damit neue Publikumsschichten für die Komische Oper gewinnen. Singenden Schauspieler(inne)n wie Max Hopp und Dagmar Manzel gab er eine Bühne. Nicht nur in seinen Inszenierungen setzte er sich für eine diverse, offene Gesellschaft und gegen Rassismus, Antisemitismus, Homo- und Transphobie sowie jegliche Form von Diskriminierung ein. Seit Sommer 2022 übernimmt Barrie Kosky als Hausregisseur für fünf Spielzeiten jeweils zwei Inszenierungen pro Jahr an der Komischen Oper. Die erste als Nicht-Intendant war La Cage aux Folles (Ein Käfig voller Narren). Und im Frühjahr 2023 hatte ein Kurt-Weill-Liederabend mit Katharine Mehrling Premiere, den er wundervoll szenisch einrichtete. Er versicherte in einem Interview mit der Berliner Zeitung: „Berlin bleibt mein Wohnsitz, und ich habe eine sehr spezielle Beziehung zum Berliner Publikum. Wie zu keinem anderen Publikum auf der ganzen Welt. Die Berliner verstehen mich und ich verstehe Berlin. Es ist ein match made in heaven – eine ideale Verbindung.“ Sabine Nöbel ANZEIGE Totentanz-Fresko wieder ganz neu erlebbar © Martin Kirchner Kulturerbe gerettet Wissen Sie, was die Ausstellung BELIEVE im Sommerbad Humboldthain, die Kugelspielerin im Volkspark Luisenhain und das „Totentanz“-Wandfresko in der Marienkapelle gemeinsam haben? Sie haben alle den gleichen Förderer: die Berliner LOTTO-Stiftung. Das spätmittelalterliche Wandfresko des „Totentanzes“ in der Turmhalle der Marienkirche in der historischen Mitte Berlins wurde denkmalgerecht restauriert. Es ist das einzige erhaltene Wandbild dieser Art nördlich der Alpen. Im Rahmen der Restaurierung wurden sowohl die Figuren als auch die Verse des Freskos sorgfältig gereinigt und konserviert. Um die Kirche langfristig nutzbar zu erhalten, waren zusätzlich umfassende Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Auch die technische Gebäudeausstattung wurde modernisiert. Seit Gründung der LOTTO-Stiftung 1975 wurden rund 5.900 gemeinnützige Projekte mit über 2,8 Mrd. Euro gefördert. Von jedem bei LOTTO Berlin gespielten Tipp, den die Berlinerinnen und Berliner z. B. für LOTTO 6aus49, Eurojackpot, KENO oder die GlücksSpirale ausgeben, fließen mindestens 20 Prozent in die Stiftung. 20 Prozent, um die Stadt Berlin noch lebens- und liebenswerter zu machen. Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin Rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts Brandenburgische Str. 36, 10707 Berlin Tel. 89051280, www.lotto-stiftung-berlin.de 27 KULTUR | GESCHICHTE(N) | FREIZEIT