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Mitte: Großstadtflair und Kiezleben

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Die Berliner Bezirke sind Großstädte für sich: Die Bezirksbroschüren, die jährlich oder anderthalb jährlich erscheinen, stellen jeden Bezirk in seiner Vielfalt und Besonderheit dar. Der Leser erfährt Neues aus dem Rathaus und findet einen Wegweiser durch die Bezirksbehörde. Mit vielen Fotos, Berichten und Reportagen wird der Bezirk vorgestellt, von neuesten Projekten in Wirtschaft und Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Sport berichtet. Unternehmen vor Ort prägen die Wirtschaftskraft des Stadtbezirkes. Global tätig sind sie doch regional verwurzelt. Wirtschaftsbroschüren porträtieren Firmen und Gewerbestandorte, stellen gewinnbringende Netzwerke und regionale Besonderheiten dar in Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen, Handwerk, Kultur, Tourismus und Gesundheit. Erneuerbare Energien sind ebenso Schwerpunkt wie die Möglichkeiten zu Existenzgründung sowie Aus- und Weiterbildung.

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UMWELT | NATUR | NACHHALTIGKEIT 42 Nikolaiviertel: Freiflächen denkmalgerecht erhalten Wieder mehr Kugelbäume An diesem Freitag Mitte März 2023 ist Pflanzaktion im Nikolaiviertel. Kostenfrei werden vor der Kirche heimische und insektenfreundliche Arten für eine denkmalgerechte Bepflanzung von Kübeln, Beeten, Balkonkästen ausgegeben. Beate Bahmann vom Geschäft „Erzgebirgischer Weihnachtsmarkt“ hat mit ihrem Töchterchen gerade eine Stiege voller Pfennigkraut, Immergrün, Schleifenblume, Fuchsie und Storchschnabel gepackt und will sie nun vor ihrem Geschäft pflanzen, wo bereits Forsythien und Osterglocken sprießen. Die Aktion und die verteilten Infomaterialien über passende Pflanzen und Gehölze beziehen sich auf das Denkmalpflegerische Gutachten für das Viertel, das wenige Tage zuvor durch die Geschäftsführerin vom Büro Prugger Landschaftsarchitekten vorgestellt wurde. Der Raum der Stadtwerkstatt, von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in der Berliner Mitte für Projekte eingerichtet, war von Anwohnern und Gewerbetreibenden gut besucht. Es ging um Freiflächen, Straßen, Vegetation, Wegebeläge, Blickbeziehungen, passende Ausstattung im öffentlichen Raum von Pollern bis zu Bänken. 2022 wurde jeder Baum und Busch nebst Alter erfasst, auch Geländer, Schwengelpumpe, Litfaßsäule etc. Pflanzen und wässern Rings um die Nikolaikirche befindet sich bekanntlich seit dem 12. Jahrhundert der Gründungsort Berlins. Das Gutachten lobt, dass bei dem Wiedererstehen des Viertels in den 1980er-Jahren auch historische Wegeführungen und Bepflanzungen berücksichtigt und immer wieder Blicke zur Kirche freigehalten wurden. Inzwischen fehlen viele Bäume, die durch Baumaßnahmen oder bei zu großer Trockenheit eingingen. Jetzt soll nachgepflanzt werden, etwa 10 bis 15 Bäume im Jahr. Empfohlen sind Linden, Kugel-Ahorn und Kugel-Robinie. Für die Kübel geeignet sind u. a. Eiben mit Coteneaster. Mahonie mit flachem Wacholder und Efeu, Schleifenblume und Krüppelkiefer. Als schützens- und erhaltenswert wird die Freianlage um die Kirche bezeichnet. Dort gab es früher mehr große Bäume. Der Baumbestand soll auch am Mühlendamm und am Spandauer Damm, an der Rathausstraße, Am Nussbaum und an der Propststraße wieder ergänzt, natürlich dann auch gewässert und gepflegt werden. Appelliert wird an Anwohner und Gewerbetreibende, bei Trockenheit die Bäume einmal die Woche intensiv zu wässern. Ein Standrohr zur Wasserentnahme an Hydranten kann von April bis Oktober kostenfrei im Zillemuseum ausgeliehen werden. Aufs Detail kommt es an Störungen in Wegebelägen nennen es die Fachleute, wenn mit anderem Material repariert wurde. Auch hier wird etliches zu Ändernde aufgezählt. Einheitlicher und denkmalgerecht in Farbe und Material sollen zudem wieder Details wie Poller oder Rabattengeländer werden. Die neuen Edelstahl-Fahrradständer passen nicht hierher, aber werden benötigt, bis eine andere Lösung gefunden ist. Mehr öffentliche Bänke sollen aufgestellt werden, heißt es, so an der Rathausstraße. Nicht nur zustimmend diskutiert wurden von den Gewerbetreibenden die Auflagen für die Nutzung der Außenräume durch die Gastronomie und für denkmalgerechte Beschilderung bzw. Außenwerbung. Mit denkmalgerecht ist übrigens nicht der Zustand wie vor Jahrhunderten gemeint, sondern eher der historisierende Zustand von Ende der 1980er- Bäume und Durchblicke auf die Kirche Pflanzaktion im März im Nikolaiviertel © Sabine Nöbel (2) Jahre. 2019 wurde das Nikolaiviertel durch Senatsbeschluss als Städtebaufördergebiet festgesetzt, 2021 wurde ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept vom Bezirksamt Mitte beschlossen. Nun gibt es dank denkmalpflegerischem Gutachten Vorgaben und Vorschläge für die Außenanlagen. Sabine Nöbel Ansprechpartner beim Bezirksamt: daniel.richtsteig@ba-mitte.berlin.de bei den Prozesssteuerern: nikolaiviertel@jahn-mack.de

Das Schul-Umwelt-Zentrum Mitte bietet in drei Gärten Naturerlebnisse mit allen Sinnen Es krabbelt in der Becherlupe Rund um den Teich werden die Kescher durchs Wasser gezogen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1e der Grundschule am Brandenburger Tor sind mit Eifer dabei. Den Kescher umzudrehen, um das Leben aus dem Teich in die Schüssel und von dort in die Becherlupe zu bringen, findet anfangs mancher: „Iiieeh“. Doch schnell wird daraus ein „Ooh…“ Wasserläufer, Molche, Blutegel, Zuckmücken, Libellen… werden in den Becherlupen herumgereicht. Am Ende dieses ganz anderen Unterrichtstages im Schul-Umwelt-Zentrum können die im Teich entdeckten Tiere auf einem Arbeitsblatt ausgemalt und weitere Entdeckungen dazu gezeichnet werden. Die Erstklässler blättern in Büchern und nach „ihren“ Tieren. Ein gelungener Tag, findet auch Klassenlehrerin Maria Engert, die mit der Klasse schon zum Basteln von Adventsgestecken und Frühlingskörben, zum Insekten- und nun zum Teichprojekt hier war. Ganz sicher kommen sie wieder. „Mein Herz schlägt für die Natur- und Umweltbildung“, sagt auch die pädagogische Leiterin der drei Gartenarbeitsschulen, die das Schul-Umwelt-Zentrum Mitte bilden, Dr. Juliane Orsenne. Sie ist Biologie- und Deutschlehrerin und abgeordnet vom Lessing-Gymnasium. Sie weiß: „Im Klassenzimmer bin ich froh, wenn ich die Aufmerksamkeit von 60, 70 Prozent der Schüler habe. Schau mal! © Birgit Nößler Stolze Entdecker am Teich: die Klasse 1e der Grundschule am Brandenburger Tor Tiere sehen und zeichnen Hier habe ich die volle Aufmerksamkeit – und das Wissen ist nachhaltig. Die Kinder lernen, dass der Mais nicht in Dosen wächst und Kartoffeln nicht an Bäumen hängen.“ Manche kommen zu Projekten wie die 1e, andere sind wöchentlich dort und betreuen ein Beet. Sie suchen sich ihre Pflanzen aus, die gemeinsam gesetzt, gegossen, geerntet werden. Und wenn alle Beete vergeben und alle Termine ausgebucht sind, dann gibt es noch die Forscherkisten, mit denen Schulklassen ganz individuell auf dem Gelände unterwegs sein können. Aus der Corona-Zeit stammt die Idee, Wurmkisten mit pädagogischem Material in die Schulen zu liefern – ebenso wie die Pflanzendekorationen, die zur Einschulungsfeier oder zum Schulabschluss bestellt werden können. Auch Pflanzen für den Schulgarten können hier angefragt und abgeholt werden. Gerade sind Unterstützer der Ankunftsstation ukrainischer Flüchtlinge gekommen. Eine Garten-AG soll künftig für Beschäftigung und Ablenkung sorgen. Sie suchen nach Pflanzen, Materialien und bekommen Idee dazu. An jedem Standort gibt es Gärtner, FÖJler, Lehrkräfte, Gartenhelfer; einmalig in Berlins Gartenarbeitsschulen werden im Schul-Umwelt-Zentrum Mitte sechs Azubis im Zierpflanzenbau ausgebildet. Bevor sie weiter Pflanzen gießt, unterstützt Zierpflanzengärtnerin Anna Schmidt (Foto link) beim Teichprojekt – kurz vor ihrem Ausbildungsabschluss. Zwei Jahre kann sie noch hierbleiben, vielleicht gibt es bis dahin auch mehr vom Bezirksamt bewilligte Stellen. Im September können die Azubis des SUZ übrigens als stolze Sieger des Landeswettbewerbs zum Bundeswettbewerb für junge Gärtner*innen nach Mannheim reisen. Viel Glück wünscht Birgit Nößler ☐ Schul-Umwelt-Zentrum Berlin Mitte → Standorte siehe Seite 128 © Flavien Vauchel (2) 43 UMWELT | NATUR | NACHHALTIGKEIT