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Mitte: Großstadtflair und Kiezleben

Die Berliner Bezirke sind Großstädte für sich: Die Bezirksbroschüren, die jährlich oder anderthalb jährlich erscheinen, stellen jeden Bezirk in seiner Vielfalt und Besonderheit dar. Der Leser erfährt Neues aus dem Rathaus und findet einen Wegweiser durch die Bezirksbehörde. Mit vielen Fotos, Berichten und Reportagen wird der Bezirk vorgestellt, von neuesten Projekten in Wirtschaft und Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Sport berichtet. Unternehmen vor Ort prägen die Wirtschaftskraft des Stadtbezirkes. Global tätig sind sie doch regional verwurzelt. Wirtschaftsbroschüren porträtieren Firmen und Gewerbestandorte, stellen gewinnbringende Netzwerke und regionale Besonderheiten dar in Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen, Handwerk, Kultur, Tourismus und Gesundheit. Erneuerbare Energien sind ebenso Schwerpunkt wie die Möglichkeiten zu Existenzgründung sowie Aus- und Weiterbildung.

GESCHICHTE(N) |

GESCHICHTE(N) | KULTURAlanna LawleyPanke Open Studios 2025Richard KellettKunst erleben, wo sie entsteht© K. Rolshauen/aperçu (3)Für Stefan Schomann ist das Spreeeck ein Kraftort.Buchtipp: Vom Wesen der Flüsse„Die Spree ist gütig“46Die Panke Open Studios 2025 haben erstmals drei bedeutendeAtelierhäuser entlang des Berliner Flusses– die Uferhallen, die Gerichtshöfe und die Chausseestraße48 – zu einem gemeinsamen Event verbunden. Auch weitereKulturorte entlang der Panke öffneten ihre Türen und ludendazu ein, Kunst hautnah zu erleben.An zwei Tagen bot sich die Gelegenheit zum lebendigen Austauschzwischen Kunstschaffenden und Publikum. Die Vielfaltder präsentierten Werke war beeindruckend: Malerei, Zeichnung,Fotografie, Druckgrafik, Installation, Skulptur, Bildhauerei,Schmuckdesign, Keramik und multimediale Arbeiten spiegeltendie kreative Bandbreite der teilnehmenden Künstler:innen wider.Im Fokus stand die Möglichkeit, Kunst dort zu erleben, wosie entsteht. Unter anderem lud Alanna Lawley in ihr Atelier inden traditionsreichen Gerichtshöfen ein. Die britische Künstlerinschafft dort expressive, oft farbenfrohe Werke, die zwischenMalerei, Installation und Objektkunst oszillieren. Ihre Arbeitenzeichnen sich durch eine lebendige Symbolsprache, starke Linienführungund experimentelle Materialkombinationen aus.Zu ihren „Nachbarn“ zählt Richard Kellett, ebenfalls ausGroßbritannien stammend. In seinem Atelier entstehen Werkezwischen Skulptur, Zeichnung und Installation. Kelletts Arbeitensind geprägt von einem feinen Gespür für Materialien,Raum und Körper – sein Atelier ein Ort des Experimentierens,Denkens und Gestaltens.Die Panke Open Studios 2025 fanden in Kooperation mit demBezirksamt Mitte, Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte,statt – ein eindrucksvolles Zeichen für die Bedeutung künstlerischerArbeit im städtischen Raum.G Katharina RolshausenStefan Schomann ist ein Flussmensch. Seit vielenJahren lebt der Bayer in Wilmersdorf sowie auch– der Liebe wegen – in Peking. Der Journalist und Autor,Jahrgang 1962, ist jahrelang auf und an Flüssen gereist,von mächtigen Strömen wie dem Amazonas bis zur beschaulichenHase im Emsland. Davon erzählt er in seinemneuesten Buch „Vom Wesen der Flüsse“. Er tauchte dafür indie Quelle der Sorgue, raftete im Himalaja, erkundete dieKarsthöhlen, die die Reka gegraben hat, und begleiteteeinen Seenotretter im südafrikanischen Pondoland sowieeinen Vogelflüsterer am chinesischen Nu Jiang. Auch inBerlin war er unterwegs – zwei Tage mit dem Kajak auf derSpree. Die Kraftorte der Flüsse entdeckte er auch hier: dasSpreeeck, wo Landwehrkanal, Spree und CharlottenburgerVerbindungskanal zusammentreffen, den „anarchischen“Kreuzberger Flutgraben und die Faule Spree in Siemensstadt,wo Wildnis dominiert.Auf die Frage nach dem Wesen der Spree sagt Schomann:„Sie ist gütig und sehr freundlich zu Berlin, aber die Berlinerdanken es ihr nicht.“ Ihr Wasser fließt über Havel und Elbebis in die Nordsee – und nehme dabei viel von der Spannungder Großstadt mit.In „Vom Wesen der Flüsse“ schildert Stefan Schomann Begegnungenmit der Spree und 20 weiteren Flüssen weltweit. SeineErzählungen mäandern und strömen – und wecken die Sehnsucht,selbst aufzubrechen und mit den Gewässern zu reisen.Vom Wesen der Flüsse. Stefan Schomann368 Seiten | Verlag Kiepenheuer&Witsch | EAN: 9783869713083Gebundene Ausgabe: 32,00 € | E-Book: 24,99 €

© Christiane StephanEin Porträt über die Musikerin Bernadette La HengstDie politische BrautDie Google-Fotos der nordrhein-westfälischenStadt Bad Salzuflen sehentraumhaft aus: viel Grün, Fachwerkhäuser,ein Thermalbad, eine liebevoll restaurierteStadtgeschichte. Doch auch aus Orten, diewie eine Urlaubspostkarte aussehen, verschlägtes Menschen nach Berlin. In diesemFall: Bernadette La Hengst. Nachdem sie inden 1990er Jahren zunächst in Hamburg dieMusikbewegung „Hamburger Schule“ mitgestalteteund ihre Band „Die Braut haut insAuge“ gründete, kam Bernadette La Hengstnach Berlin Mitte, wo sie bis heute lebt.„Hamburg war für mich 15 Jahre lang derLebensmittelpunkt und sehr wichtig fürmeine künstlerische Entwicklung“, sagt sie,„aber am Ende fühlte es sich auch oft anwie eine Kleinstadt, in der man unter Beobachtungsteht.“ Als sie Mutter wurde, nutztesie den Moment, um ihre Sachen zu packenund prägt nun bereits seit 2004 das Kulturgeschehender Hauptstadt mit. „Es gab damalseine lebendige internationale Musikszenein Berlin, das fand ich sehr attraktiv.“Zudem öffneten sich hier auch die Türen zurTheaterwelt, die schon immer La HengstsZiel war. Sie spielte in verschiedenen Off-Gruppen mit und begann bald selbst, nebenihren Liedern, auch Theaterstücke mitTiteln wie „Deutschlandmärchen“, „Der innereInnenminister“ oder „Die Zukunft im Altersheim“zu schreiben, in denen ihre Musikhäufig eine tragende Rolle spielt.Über die Jahre hat sich La Hengst über Berlinhinaus ein großes Netzwerk aufgebaut. SieIch kann mirkeine andereStadt als Berlinvorstellen.Bernadette La Hengst siedelte 2004von Hamburg nach Berlin-Mitte umhat mehrere Alben veröffentlicht, Theaterstückeauf die Bühne gebracht und den „Chorder Statistik“ gegründet, der, wie sie sagt,auch eine große soziale Gemeinschaft fürsie bedeutet. Auch wenn der Chor überwiegendauf Demonstrationen auftritt, um mitden typisch La Hengst’schen Liedern auf gesellschaftlicheMissstände hinzuweisen, sagtsie, dass sie sich im Moment keine andereStadt als Berlin vorstellen könne. „Allerdingswerden die Freiräume weniger, die Mietenimmer teurer, die Kulturförderungen gekürzt,sodass ich mir öfter die Frage stelle, ob dasnoch meine Stadt ist“, sagt La Hengst. Abersie sei eine konstruktive Optimistin, die dieKunst auch dafür nutze, ein paar utopischeTüren zu öffnen. „ Ich spüre, dass meine MusikMenschen Kraft gibt und sogar etwas verändernkann. Das ist das Schönste“, sagt sie.Aktuell tourt Bernadette La Hengst mit ihremBuch „Warum ich so laut singen kann“durchs Land. Es beinhaltet eine großeSammlung ihrer Songtexte und Anekdotenaus ihrem Musikerinnen-Leben. Zudem ist ihrnächstes Album im Entstehen. Von der RegisseurinStephanie von Beauvais ist 2026ein Dokumentarfilm über Bernadette LaHengst zu erwarten. Der wird dieser tollenMusikerin sicherlich sehr viel gerechter alsdiese wenigen Zeilen hier.Zum Musikvideo„Gib mir meineZukunft zurück“:G Marlen PelnyHinterherist man immerschlauerENTDECKEN SIEDAS MAGAZIN!DIE KULTURZEITSCHRIFTAUS BERLIN-MITTESEIT 1924Hinterherist man immerschlauerBESTELLEN SIE EINFACH AUFWWW.DASMAGAZIN.DEJAHRESABO FÜR NUR 40 EUROAUCH ZUM VERSCHENKENGIBTS AM KIOSKODER AN DER TANKE47GESCHICHTE(N) | KULTUR