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Mitte: Großstadtflair und Kiezleben

Die Berliner Bezirke sind Großstädte für sich: Die Bezirksbroschüren, die jährlich oder anderthalb jährlich erscheinen, stellen jeden Bezirk in seiner Vielfalt und Besonderheit dar. Der Leser erfährt Neues aus dem Rathaus und findet einen Wegweiser durch die Bezirksbehörde. Mit vielen Fotos, Berichten und Reportagen wird der Bezirk vorgestellt, von neuesten Projekten in Wirtschaft und Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Sport berichtet. Unternehmen vor Ort prägen die Wirtschaftskraft des Stadtbezirkes. Global tätig sind sie doch regional verwurzelt. Wirtschaftsbroschüren porträtieren Firmen und Gewerbestandorte, stellen gewinnbringende Netzwerke und regionale Besonderheiten dar in Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen, Handwerk, Kultur, Tourismus und Gesundheit. Erneuerbare Energien sind ebenso Schwerpunkt wie die Möglichkeiten zu Existenzgründung sowie Aus- und Weiterbildung.

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WOHNEN | STADTENTWICKLUNGNightcaps leuchtenim Brunnenviertel© Cathrin BachStädtebauförderprogramm „Lebendige Zentren + Quartiere“Mitte wird Zukunftsgebieter Berliner Senat hat dieD Aufnahme des GebietsBerliner Mitte in das Städtebauförderprogramm„Lebendige Zentrenund Quartiere“ beschlossen.Das definierte Areal erstreckt sichvon der Bodestraße im Nordwestenbis zur Jannowitzbrücke imSüdosten und umfasst den Spreekanal sowiedas Haus der Statistik. Mit finanziellerUnterstützung des Bundes und des LandesBerlin, die sich auf rund 53 Millionen Eurobis 2040 beläuft, soll die Berliner Mitte zueinem zukunftsfähigen und klimaresilientenZentrum entwickelt werden. Die Neugestaltungzielt darauf ab, einen urbanen Raummit attraktiven, klimafreundlichen Freiflächenzu schaffen und die Verbindungen zuden umliegenden Quartieren zu verbes-sern. Konkrete Maßnahmen umfassendie Entsiegelung und Begrünungvon Platzflächen sowiedie Implementierung von „GrünenGullys“ zur Verbesserung der Regenwasseraufnahme.Die Umgestaltungöffentlicher Freiflächen,wie beispielsweise des südlichenSchlossplatzes vor dem Humboldt Forum,soll die Aufenthaltsqualität durch Verschattungund mehr Vegetation erhöhen. Im Zugedieser Neuausrichtung wurden die bisherigenStädtebaufördergebiete Nikolaiviertel undUmfeld Spreekanal vorzeitig beendet undgehen im neuen Fördergebiet Berliner Mitteauf. Zukünftig wird ein Beteiligungsfonds esBürger:innen ermöglichen, sich mit eigenenProjekten aktiv an der Entwicklung der BerlinerMitte zu beteiligen.(PM)© finecki - stock.adobe.com80Im Berliner Brunnenviertel wurden 2025sechs neue sogenannte Nightcaps eingeweiht.Die Lichtkappen der KünstlerinAlona Rodeh, finanziert von degewo, reduzierenLichtverschmutzung und sensibilisierenfür den Schutz von Natur undNachtökosystemen. Bereits seit dem Vorjahrunterstützt degewo das innovativeProjekt, das Kunst, Stadtentwicklung undUmweltbewusstsein miteinander verbindet.Für die zweite Edition entwickeltenin mehreren kreativen Workshops Kinder,Jugendliche und Erwachsene aus demKiez gemeinsam mit der Künstlerin neueDesigns. Die Workshops wurden über dasBund-Länder-Programm Sozialer Zusammenhaltgefördert. Unterstützt wurde dasProjekt unter anderem durch das LabyrinthKindermuseum Berlin und den NABUNaturschutzbund Deutschland, der dieWorkshops mit umweltpädagogischemInput begleitete.(PM)Grüner Stromfür ein buntesBerlinberlinerstadtwerke.de

Der Brunnen auf dem Nettelbeckplatzträgt den Titel „Tanz auf dem Vulkan“.Schlicht und modern ist der Brunnen,der auf dem Weddingplatz plätschert.Die Trümmerstele auf dem Max-Josef-Metzger-Platz entstand aus abgeklopftenZiegelsteinen von kriegszerstörten abgerissenenHäusern der näheren Umgebung.Kiezspaziergang Brunnenstraße Nord: Wedding mal dreiMMax-Josef-Metzger-Platz, Nettelbeckplatzund Weddingplatz: Die drei Plätzeliegen in einem Dreieck um den S-BahnhofWedding und haben besondere Geschichten.Das erfuhren die Teilnehmer des KiezspaziergangsBrunnenstraße Nord 2025, zu demStadtteilkoordinator Jochen Uhländer zusammenmit den Bezirksstadträten Ephraim Gotheund Christopher Schriner eingeladen hatte.Der Namensgeber des Max-Josef-Metzger-Platzes war ein katholischer Priester, derwegen seiner pazifistischen Überzeugungvom NS-Regime 1944 ermordet wurde. Anihn erinnert nicht nur ein Gedenkstein undInfotafeln auf dem Platz, sondern auch dieBeschriftung der 400 Meter langen Laufstreckein Deutsch und Esperanto. Max JosefMetzger hatte sich für die Plansprache,die alle Menschen leicht erlernen sollten,engagiert. Als Alkoholgegner würde er sichheute auch über den Trinkbrunnen freuen.Der Platz wurde 2017 bis 2019 saniert, dieüberraschend hohen Kosten von 2,5 MillionenEuro entstanden vor allem wegender Beräumung von Kampfmitteln und derAltlastenentsorgung. Neben einem großenbekletterbaren Objekt, vielfältige Sitzgelegenheitenund dem alten Baumbestandsticht die zwölf Meter hohe Trümmersteleheraus: Sie entstand aus abgeklopften Ziegelsteinenvon kriegszerstörten abgerissenenHäusern der näheren Umgebung undwurde 1954 eingeweiht.Der Nettelbeckplatz – früher eine kaum genutzteMittelinsel im Kreuzungsbereich vonvier Straßenbahnlinien – ist seit der verändertenVerkehrsführung 1985 für Passantenoffen. Sein Zentrum bildet der Brunnen „Tanzauf dem Vulkan“: Vier tanzende Bronzefigurenund eine singende Figur stehen aufeinem zwei Meter hohen Granitkegel. AmFuße sitzt ein Satyr mit Huf und spielt aufeinem Klavier aus schwarzem Stein. An heißenTagen kühlen Kinder gerne ihre Füße imWasserbeckenrund, während die umliegendenBänke im Schatten zum Verweilen einladen.Hier finden regelmäßig Wochenmärkteund Nachbarschaftsfeste statt.Benannt ist der Platz nach Joachim Nettelbeck(1738-1824), einem Seemann, der aktivim Sklavenhandel tätig war und Koloniallobbyismusbetrieb. Aus diesem Grund läuft seit2023 ein Verfahren zur Umbenennung desPlatzes. Voraussichtlich noch 2025 soll erunbenannt werden und als Martha-Ndumbe-Platz an eine Berlinerin erinnern, die Zeit ihres© K. Rolshausen/aperçu (3)Lebens Opfer von Rassendiskriminierung war.Die Tochter einer Deutschen und eines Kamerunerskam 1902 zu Welt und lebte in schwierigenVerhältnissen, die sie zu Prostitution undKleinkriminalität zwangen. 1944 wurde MarthaNdumbe als sogenannte „Asoziale“ inhaftiert.Sie starb 1945 im KZ Ravensbrück.Der jüngste der drei Plätze ist der Weddingplatz,der im Stadtteil Gesundbrunnen liegtund Ende 2024 eröffnet wurde. Über 3,4 MillionenEuro betrugen die Baukosten, unteranderem für neue Sitzmöbel, pflegeleichteGrünflächen und einen modernen Brunnenmit 13 Wasserdüsen. Zwar wurden 17 alteBäume gefällt, dafür aber 49 neue gepflanzt,die künftig Nutzer:innen Schatten spendensollen. Bereits jetzt ist der Ort aufgrund seinessandigen Bodens ein beliebter Treffpunktfür Boulespieler:innen. Einst „Kirchplatz“ genannt,erinnert der Weddingplatz nun an denAdligen Rudolf de Weddinghe, der um 1200das Dorf Weddinge gründete, das die Basisfür das spätere Vorwerk Wedding war. Daslandwirtschaftliche Gut bildete – dort wosich der heutige Platz befindet – den erstenSiedlungskern der heutigen Ortsteile Weddingund Gesundbrunnen.G Katharina Rolshausen81WOHNEN | STADTENTWICKLUNG