Aufrufe
vor 2 Jahren

Mitte: Großstadtflair und Kiezleben

  • Text
  • Freizeit
  • Kultur
  • Berlin
  • Mitte
  • Menschen
  • Kinder
  • Soziales
  • Beratung
  • Tiergarten
  • Bezirk
  • Moabit
Die Berliner Bezirke sind Großstädte für sich: Die Bezirksbroschüren, die jährlich oder anderthalb jährlich erscheinen, stellen jeden Bezirk in seiner Vielfalt und Besonderheit dar. Der Leser erfährt Neues aus dem Rathaus und findet einen Wegweiser durch die Bezirksbehörde. Mit vielen Fotos, Berichten und Reportagen wird der Bezirk vorgestellt, von neuesten Projekten in Wirtschaft und Wissenschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Sport berichtet. Unternehmen vor Ort prägen die Wirtschaftskraft des Stadtbezirkes. Global tätig sind sie doch regional verwurzelt. Wirtschaftsbroschüren porträtieren Firmen und Gewerbestandorte, stellen gewinnbringende Netzwerke und regionale Besonderheiten dar in Wirtschaft und Wissenschaft, Bauen und Wohnen, Handwerk, Kultur, Tourismus und Gesundheit. Erneuerbare Energien sind ebenso Schwerpunkt wie die Möglichkeiten zu Existenzgründung sowie Aus- und Weiterbildung.

GESUNDHEIT | SPORT |

GESUNDHEIT | SPORT | SOZIALES Dr. rer. nat. Christian R. A. Regenbrecht, Geschäftsführer der ASC Oncology GmbH: „Hier geht es um Leben und Tod.“ Die Starbucks-Kaffeetassen auf dem Tisch zeigen an, woher Patientinnen und Patienten der ASC Oncology GmbH kamen: aus Berlin natürlich, aus Saudi-Arabien, jüngst kam eine Probe gerade noch rechtzeitig aus Australien an. In 24 bis 36 Stunden, maximal 72 Stunden nach der OP müssen die Tumorzellen in Berlin-Buch sein, um dort im Labor kopiert und mit verschiedenen Medikamenten behandelt zu werden. So wird vorab getestet, was bei den Patienten Wirkung zeigt. „Unser Team ist auch am Ostersonnabend da, wenn eine Probe ankommt. Hier geht es um Leben und Tod.“ Den risikoreichen Schritt als Wissenschaftler auch Unternehmer zu werden, hat Dr. Christian Regenbrecht nie bereut: „Was gibt es Schöneres, als das Ziel, in Zusammenarbeit mit Onkologen Patienten durch das Identifizieren einer effektiven Therapie die Chancen auf mehr Lebenszeit zu schenken?“ Bei aller Schnelllebigkeit genieße er die Ruhe auf dem Gesundheitscampus in Berlin Buch. Nicht immer hat Dr. Regenbrecht persönlich Kontakt mit den Patientinnen und Patienten, denen seine Firma hilft. „Das finde ich tatsächlich auch gut. Denn was wir als Empathie verstehen, ist oft Mitleid. Das macht mitbetroffen. Das möchte ich nicht.“ Und doch erfreut es ihn, dass Patienten sich durch den persönlichen Kontakt mit seinem © ASC Oncology, 2021 Team gut aufgehoben fühlen. „Die Telefongespräche dauern oft eine dreiviertel Stunde, wobei wir nur fünf bis zehn Minuten über unsere Dienstleistung reden.“ Er ist empört über das aktuelle Gesundheitssystem, findet „es erschreckend, dass wir uns leisten, was Ärzte leisten müssen“, dass Onkologen in Kliniken, die schwierige Diagnosen mitteilen müssen, 12 Minuten Zeit pro Patientin oder Patient am Tag lässt. „Gesundheit ist ein Grundrecht. Deshalb sollte das Gesundheitssystem nicht rein gewinnorientiert sein!“ Der Tag unseres Gespräches ist der Todestag seiner Großmutter. Dr. Christian Regenbrecht stellt fest: „Ich kenne niemanden in meiner Familie, der nicht an Krebs gestorben ist… Es kann doch nicht sein, dass wir uns von der Krankheit diktieren lassen, wie lang unser Leben ist!“ Dr. rer. nat. Christian R. A. Regenbrecht mit der Zellkulturplatte eines Patienten. Nach dem Wachstum werden die Krebszellen im Labor der ASC Oncology GmbH in Berlin-Buch mit verschiedenen Medikamenten behandelt. Die Analyse gibt Auskunft, welche Therapie am erfolgversprechendsten ist. Er hat ein Medizinstudium begonnen und zweimal auf die Frage „Warum ist das so“ eine Abfuhr vor dem gesamten Hörsaal erlebt. „Also habe ich Biologie studiert mit dem Ziel, etwas für die Medizin zu tun.“ Nur bei jedem 100. Doktorant haben die Eltern kein Abitur. Er ist so ein Hundertster und dankbar für die Unterstützung im Elternhaus. Von Bonn wechselt er ans Institut für molekulare Genetik in Berlin und dann an die Charité, wo er die Arbeitsgruppe Tumorstammzellen an Institut für Pathologie leitet. Er ist beteiligt an internationalen Forschungsprojekten und gründet zunächst 2014 die CELLphenomics GmbH. Die aus Tumorproben entwickelten 3D-Zellkulturmodelle werden in der Forschung für die Entwicklung von Medikamenten genutzt. Er fragt sich, warum jedes neue Medikament nur genauso gut wie die verfügbaren sein muss. Die Therapie sollte doch besser werden!? Physiotherapie Geder Nicole-Nadine Geder Ihre Physiotherapiepraxis in Berlin Wedding Wir richten Sie wieder auf! Krankengymnastik Manuelle Therapie Lymphdrainage KG nach Bobath (Erw.) Fango/Heißluft/Heiße Rolle Öffnungszeiten: Elektro-/Eis-/Ultraschalltherapie Mo-Do 9-18 Uhr 98 Exerzierstraße 18 | 13357 Berlin-Wedding | Tel. 030/492 29 49 | Fax 030/400 49 856 | www.physiotherapie-geder.de M a s s a g e K r a n k e n g y m n a s ti k M a n u ell e T h e r a p ie

Leitlinien helfen – nicht immer Aber da gibt es doch die Leitlinien für medizinische Behandlungen? Stellt er sie in Frage? „Nö“, sagt Dr. Regenbrecht. „Leitlinien sind wie Leitplanken auf der Autobahn. Aber sie sind kein Gesetz. Sie beruhen auf wissenschaftlicher Evidenz und sichern Mediziner juristisch ab. Wer heilt, hat recht. Aber was ist, wenn es nicht klappt?“ Dr. Regenbrecht sieht seine Klientel insbesondere unter den Patientinnen und Patienten, die an fortgeschrittenen Erkrankungen, schweren, seltenen und wenig erforschten Tumoren leiden oder die als austherapiert gelten. „Leitlinien basieren auf großen Studien, aber was mache ich, wenn ich z. B. bei seltenen Erkrankungen aufgrund der fehlenden Teilnehmer keine großen Studien durchführen kann? Dann gibt es keine ausreichende Menge an Daten, um die Effektivität einer Behandlung objektiv zu bewerten.“ „Kann ein Brustkrebs mit Hormontherapie behandelt werden, das weiß man aus der Diagnose, dann braucht es uns nicht. Punkt. Geht es aber um einen Subtyp, um die aggressivste Form mit einer Überlebensvorhersage von unter zwei Jahren, erachten wir es durchaus als sinnvoll, das Testverfahren zu nutzen.“ Individualisierte Onkologie Ganz klar ist sein „Ja“ auf die Frage, ob Menschen wirklich so unterschiedlich auf Medikamente reagieren. „Bei vielen Krebserkrankungen spricht weniger als jeder Zweite auf die Chemotherapie an, das ist so erfolgreich wie ein Münzwurf, schrecklich!“. Die Zukunft der Onkologie sieht er in patientenspezifischen Modellen. Er verhandelt, dass die Therapie abrechnungsfähig wird. Gemeinsam mit seinem Mitgründer und Mitgeschäftsführer Quirin Graf Adelmann, einem Juristen, werden Patientinnen und Patienten bei Anträgen auf Kostenübernahme unterstützt. Sie haben auch den Verein Cancer Rebels gegründet, der jenen hilft, die sich die derzeit von gesetzlich Versicherten privat zu zahlende Analyse von 5.700 € nicht leisten können. Kosten und Nebenwirkungen Gleichzeitig sind die Kosten einer Krebsbehandlung, wie erfolgreich sie sein mag, enorm: Bei einem Bauchspeicheldrüsenkrebs könnten für die Krankenversicherung zu monatlichen Medikamentenkosten von 2.000 € auch mal 7.000 € für die Behandlung der Nebenwirkungen hinzukommen, dazu Kosten für Haushaltshilfe, Ausfall auf dem Arbeitsmarkt, Rentenversicherung, rechnet Dr. Regenbrecht vor. Dauert es nicht ohnehin viel zu lange, bis das Ergebnis der Analysen vorliegt? Bis die kopierten Tumorzellen im Labor drei bis vier Wochen gewachsen und mit verschiedenen Therapien behandelt worden sind? „In der Regel hat man Zeit, die Patienten müssen sich nach der Tumor-OP erholen“, so Dr. Regenbrecht. „Wenn es schnell gehen muss, wie bei einem Fall im Uniklinikum Magdeburg, bei dem ein Tumor um das Herz einer jungen Frau wuchs, kann auch eine schnellere Testung realisiert werden.“ Beschäftigt er sich auch mit der Entstehung des Krebses? „Die beste Vorbeugung ist es, sich gesund zu ernähren – ich weiß, das Fleisch ist willig, der Grill riecht lecker, Sonnencreme zu verwenden, wenn man in Urlaub fährt , aber nicht die seit Jahren abgelaufene, und: mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn die Zigarettenindustrie wirbt, dass nur jeder zehnte Raucher Lungenkrebs bekommt und gleichzeitig nur einer von 10 Lungenkrebskranken Nichtraucher ist, bedeutet das für Raucher ein hundertfach erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken!“ Mündige Patienten Ein Ergebnis der Analyse bei ASC Oncology könnte doch auch sein, dass kein Medikament wirkt. „Ja. Dann sagen wir das auch so: Aus unserer Sicht wirkt keines der getesteten Medikamente am Zellkulturmodell“, so Dr. Regenbrecht. Er ist ohnehin gegen eine „Therapie um jeden Preis. Denn das Leben ist endlich.“ Jeder müsse selber entscheiden, was seine Ziele sind, was er (noch) machen möchte. „Wer ein langes Leben hatte, möchte vielleicht nicht um ein, zwei Monate mehr kämpfen.“ Eine persönliche Beziehung zu Betroffenen könnte auch hier nachteilig sein. „Es gibt Ärzte, die nicht aufgeben wollen und Ärzte, die ihre persönlichen Werte nach dem Motto ,Ich würde das machen.‘ auf die Patienten projizieren. Aber eine solche Entscheidung darf kein Arzt dem Patienten oder der Patientin abnehmen.“ Birgit Nößler GESUNDHEIT | SPORT | SOZIALES Die Kinder- und Jugendambulanz betreut Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und Entwicklungsauffälligkeiten. Das kinderärztlich angeleitete Team bietet Diagnostik und Therapien in den Fachbereichen Physio therapie, Logopädie, Musiktherapie, Ergotherapie, Heilpädagogik, Sozialpädago gik und Psychologie sowie Beratungen für Eltern und Erzieher an. Als besonderes Angebot findet in unserem SPZ die sinnesspezifische Frühförderung hörgeschädigter Kinder sowie Beratung und Anleitung von Bezugspersonen statt. Kinder- und Jugendambulanz Sozialpädiatrisches Zentrum (KJA | SPZ) Rathausstraße 13 · 10178 Berlin Tel. 030 4226450 kja@integral-berlin.de www.integral-berlin.de 99