Kultur Hehre Utopie, harter Alltag 22 Das Haus ist das wichtigste Objekt: Das Gebäude des Museums „Utopie und Alltag“ gehört zu den prägenden frühen neoklassizistischen Bauten im Zentrum von Eisenhüttenstadt. Es entstand 1953 als Kinderkrippe und diente bis 1990 als Kindergarten. Das große Buntglasfenster „Aus dem Leben der Kinder“ im Treppenaufgang wurde 1955 von Walter Womacka geschaffen. Die Dauerausstellung informiert in einem Raum über die Entwicklung der sozialistischen Planstadt, die heute das größte Flächendenkmal Deutschlands ist. Das Spannungsfeld zwischen Utopie und Alltag bestimmt die gesamte Ausstellung. Die Objekte, Bilder und Filme zeigen das Leben in der DDR Das Museum Utopie und Alltag © Bernd Geller plastisch-anschaulich und werden bei den Älteren viele Erinnerungen wachrufen, wollen aber nicht verklären, sondern anregen und erklären. So werden auch prägnante Zeugnisse der Ideologie, des staatlichen Drucks und von Widerstand und Widerspruch gezeigt – zum Beispiel die Musikerausweise der Band Renft, deren Utopien verboten wurden. Wechselnde Sonderausstellungen widmen sich besonderen Themen. • Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR 15890 Eisenhüttenstadt Erich-Weinert-Allee 3 Tel. 03364 41 73 55 Di-So 11-17 Uhr www.utopieundalltag.de Das Stahlwerk bestimmte den Aufbau der Stadt © Nößler / aperçu Der spätgotische Kreuzgang im Kloster Neuzelle In besonderen historischen Gemäuern befindet sich das Klostermuseum Neuzelle. Der spätgotische Kreuzgang mit seinem eindrucksvollen Kreuzrippengewölbe und seinen Wandmalereien wurde von 1380 bis 1450 errichtet. Hier wird die Geschichte des Zisterzienserklosters anhand wertvoller originaler Exponate erzählt. Zu bewundern ist etwa das mit Seidenstickereien verzierte Weihornat eines Abtes. Die Besucher bekommen einen Einblick in den Alltag der Zisterziensermönche, deren strenger Tagesablauf aus Beten, Lesen und Arbeiten besteht und die zwischen 1300 und 1330 ein Kloster auf dem Bergsporn unweit der Oder errichteten. Das Kloster wurde nach einer Blütezeit im Barock 1817 aufgelöst. Seit Frühjahr 2023 zeigt das Klostermuseum nun Im Refektorium finden Konzerte statt auch die Geschichte danach: Nach dem Glauben rückte die Bildung ins Zentrum: So wurden hier eine Gymnasialanstalt und ein Lehrerseminar betrieben. Von 1953 bis 1984 bildete die DDR hier im „Institut für Lehrerbildung „T.S. Marinenko“ Pädagogen für die Unterstufe aus. Aber auch die Erziehung im Geiste des Nationalsozialismus wird thematisiert: So bereitete das NS-Regime ab 1934 hier junge Menschen in einer Eliteschule auf den Eroberungskrieg vor. • Klostermuseum Neuzelle 15898 Neuzelle, Stiftsplatz 7 Tel. 033652 81450 → April bis September Di-So 10 -18 Uhr → Oktober bis März Di-10 -16 Uhr www.klosterneuzelle.de © Wahl / aperçu (2)
23 Hören und genießen Während die Mönche in Neuzelle ihr Kloster aufbauten, wurde in Beeskow eine Burg errichtet. Das Musikmuseum zeigt allerdings keine mittelalterlichen Instrumente, sondern eine Sammlung mechanischer und selbst spielender Musikinstrumente, die vom Ende des 19. Jahrhundert bis in die frühen 1930er Jahre ihre Blütezeit hatten. Damals sorgten sie vielerorts für den Sound in Tanzsälen, Wirtshäusern und Nobelhotels. Rein optisch wirken die Orchestrions, Musikautomaten und Klaviere wie besondere Möbelstücke – ihre akustische Klasse zeigen sie erst bei einer Führung. Wolfgang Haas hat die Instrumente schon am vorigen Standort unweit von Aachen betreut, war mit dem inzwischen verstorbenen Gründer Thomas Jansen vom äußersten Westen bis in den äußersten Osten umgezogen und kann alle Geräte nicht nur vorführen, sondern auch Ein automatischer Weber-Flügel im Musikmuseum Beeskow warten und reparieren. Oft muss er eine Münze einwerfen, manche Instrumente werden aber auch mit einer Leier oder mit Pedalen angetrieben – Besucher werden zum Mitmachen aufgefordert. Auf Walzen und gelochten Papierrollen sind nicht nur zeitgenössische Musikstücke gespeichert, sondern sogar die Interpretationen berühmter Komponisten und Pianisten. Erst die Schallplatten machten die Musikwiedergabe leichter und erschwinglicher. • Musikmuseum Burg Beeskow 15848 Beeskow, Frankfurter Str. 23 Tel. 03366 352712 → April-September Di-So 10-18 Uhr → Oktober-März Di-So 11-17 Uhr Regelmäßige Führungen ohne Anmeldung finden Di, Do, Sa und So um 14:30 statt. Extra Führungen können unter Tel. 03366-352712 vereinbart werden. www.musikmuseum-beeskow.de Wolfgang Haas bringt das Orchestrion Sinfonie Jazz zum Klingen Traditionen aus dem Mittelalter leben im Fürstenwalder Ratskeller wieder auf. Denn in der Domstadt wird schon seit 1451 Bier gebraut – damals hatten die Bayern noch nicht mal ein Reinheitsgebot verfasst. Mit der historischen Figur Krüger Kersten steigt der Besucher in die Historie hinein: Der Brauer bezahlte seine Bierleidenschaft anno 1516 mit dem Tode. Das Brauereimuseum im Alten Fürstenwalder Biertradition im Ratskeller Rathaus informiert mit Exponaten, Filmen und Audiostationen nicht nur über die hiesige Gerstensaft-Historie, sondern stellt auch die wichtigsten Zulieferer-Gewerke wie Böttcher, Töpfer und Zinngießer vor. Im Jahr 1936 endete die Biergeschichte von Fürstenwalde vorerst – und wurde 2012 neu begründet. Die Firma Rathausbrauerei braut vor Ort ein Bier, das natürlich vor Ort genossen werden kann – auch im Rahmen von Feiern im historischen Ambiente. Wer genauer wissen will, wie dank Hopfen und Malz das Bier entsteht, der kann einen siebenstündigen Brau-Kurs besuchen, der keinesfalls trocken bleibt. • Brauereimuseum Fürstenwalde 15517 Fürstenwalde, Am Markt 1 Tel. 03361 3773689 → April-Oktober Di-So 13 -17 Uhr → November-März Di-So 13 -16 Uhr www.brauereimuseumfuerstenwalde.de © Wahl / aperçu (3)
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