Kultur Die Region rings um Beeskow zieht Autoren an Über der Oder geht die Sonne auf Als „Morgenland“ gilt klassischerweise der Nahe Osten, also der Orient. „Morgenland Brandenburg“ hat der Journalist Uwe Rada seinen neuen Reportageband genannt –und nicht nur, weil im Osten Brandenburgs, über der Oder, an jedem Morgen die Sonne aufgeht. Der Autor erkundet in Ostbrandenburg und in der Lausitz Perspektiven, gerade, weil die Region bisher meist mit Abwanderung und Deindustrialisierung verbunden wurde. Uwe Rada, der selbst in Grunow heimisch geworden ist, porträtiert Menschen, die den Strukturwandel aktiv gestalten: „Es ist das Morgen, in das wir gehen, nicht das, das auf uns zukommt.“ Viele Pioniere leben im Landkreis Oder-Spree. So beobachtet Uwe Rada die „Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen“ der Gigafactory. Für die 173 Hektar Kiefernwald, die bei Grünheide schon gerodet wurden, forstet Tesla nördlich von Grunow 294 Hektar mit Eichen und Birken auf. Dazu experimentieren die Landund Forstwirte hier mit Baumarten, die besser auf den Hitzestress reagieren. In das Morgen weisen auch die Reportagen zur Energiegewinnung. Rada fragt nach den Gründen für die Widerstände gegen Windparks in Schneeberg und Mixdorf, zeigt aber auch, wie sich Bürger rings um Steinhöfel für erneuerbare Energien engagieren. Eine Zukunft suchen schließlich auch die Zisterzienser aus Neuzelle, die im Wald bei Treppeln ein neues, modernes Kloster errichten wollen. Uwe Rada gehört auch zu den Autoren im aktuellen Kursbuch Oder- Spree, das 2024 unter dem Titel „Vom Kommen und gehen“ steht. Diese Buchreihe, die vom Landkreis zusammen mit der Burg Beeskow herausgegeben wird, vereint Autoren der Region zu einem vielstimmigen Kaleidoskop. Der Band, dessen Jahresthema in der aktuellen Ausstellung der Burg widergespiegelt wird, porträtiert 16 Menschen und fragt: Warum verlässt man seine Heimat? Warum kehrt man irgendwann vielleicht zurück? Und wie sieht das Miteinander zwischen jenen, die »schon immer« da sind, und solchen, die ihr Leben hier erst neu organisieren müssen? Zu den Herausgebern gehört Wolfgang de Bruyn, lange Jahre Kulturamtsleiter im Landkreis und Direktor des Kleist-Museums in Frankfurt (Oder) Wolfgang de Bruyn mit den Mitgliedern der Jury vor der Alten Schäferei – und über seinen Vater natürlich literarisch vorbelastet. Denn Günter de Bruyn, der Ende der 1960er Jahre in einem einsamen Haus im Wald bei Görsdorf sein Refugium fand und hier prägende Werke wie „Märkische Forschungen“ schrieb, war der Vorreiter für all die Autoren, die sich hier niedergelassen haben. „Abseits“ hatte der Schriftsteller seine Liebeserklärung an die Landschaft 2006 betitelt. Oft hatte Günter de Bruyn nach den Spuren der Vergangenheit gesucht und den Umgang mit der Historie thematisiert, so in seinem Buch über das „Vergessene Königsschloss“ in Kossenblatt, nur wenige Kilometer von seinem Anwesen gelegen. In das abgelegene Häuschen zog, knapp drei Jahre nach dem Tod des Hausherren, im Sommer 2023 neues Leben ein. Die Günter-de-Bruyn-Stiftung vergibt ein Stipendium: Die Lyrikerin Judith Zander und der Fotograf Sven Gatter sind die ersten, die sich drei Monate lang im „Abseits“ künstlerisch anregen lassen wollen. Die Stiftung hat derweil schon ihren künftigen Sitz vor Augen: Im Beeskower Zentrum wird ein Fachwerkhaus rekonstruiert und zum neuen Ort der Literatur ausgebaut. Die unweit gelegene Burg beherbergt schon seit 30 Jahren eine literarische Fachkraft: Im Januar 2024 zog Henryk Gericke als neuer Burgschreiber ein und hielt seine Antrittslesung. Torsten Wahl Uwe Rada: Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder BeBra Verlag 240 Seiten, 24 € ISBN 978-3-89809-223-4 Vom kommen und gehen – Kursbuch Oder-Spree 2024 Verlag Berlin- Brandenburg 128 Seiten, 10 € ISBN 978-3-96982-082-7 Hier arbeitete Günter de Bruyn © Stephanie Lubosch Burg Beeskow (2) 24
25 trio Rosenrot „ ...wirklich zauberhafte Arrangements, in denen Dana Hoffmanns exzellenter Gesang von Gitarren- und Schlagzeugvariationen umschlungen wurden...” kultur-kritik.net Die CD bekommts Du hier! SCAN ME Weltmusik, Klassik und Improvisation trifft deutsches Volkslied.
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