26 ERLEBEN SIE DIE REGION Vier Kinos behaupten sich als kommunale Kulturzentren Lichtspiele auf großer Leinwand Neue Kammerspiele Kleinmachnow © Gemeinde Kleinmachnow Neues Lichtspielhaus Beelitz © Torsten Wahl/aperçu Als Filmkulisse ist die Region um Potsdam stets populär geblieben. Den ansässigen Kinos aber wurde keine Zukunft mehr zugetraut. Doch das gemeinsame Filmerlebnis vor großer Leinwand hat sich behauptet – Netflix und Co zum Trotz. In Brandenburg stieg die Zahl der Kinos stetig wieder an, von 52 im Jahr 2016 auf 70 im Jahr 2023. Auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat in den letzten Jahren kein Kino aufgegeben – mit dem Neuen Lichtspielhaus in Beelitz ist im September 2023 sogar ein Haus wieder eröffnet worden. Die einstigen „Venus Lichtspiele“, die 1927 eröffnet worden waren, hatten seit 1991 leer gestanden, wurden 2019 von der Stadt Beelitz bei einer Zwangsversteigerung erworben und zu einem kommunalen Kulturort ausgebaut. Zu den eigenen Mitteln kamen Fördergelder vom Land Brandenburg. Statt 200 Plätze wie einst fasst das Haus heute 65 Clubsessel, die um Tische gruppiert sind und für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Die Stadt als Betreiber bietet hier nicht nur abends Programmkino an, sondern lädt vormittags Schulen und Kitas ein. Durchgängig in Betrieb geblieben sind über all die Jahrzehnte die Kammerspiele in Kleinmachnow. Sie waren Ende der 1930er Jahre eröffnet wurden und dienten nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre lang auch als Theater. Viele Filmschaffende und Schauspieler der DEFA lebten damals im Ort. Die Kammerspiele entwickelten sich zum zentralen Kulturort der Umgebung. Nach der Wende führte Karl-Heinz Bornemann, der Enkel des ersten Besitzers, den Kinobetrieb weiter. 2012 übernahm eine Kulturgenossenschaft als neue Pächterin den Betrieb und benannte das Lichtspieltheater in „Neue Kammerspiele“ um. Das Haus bietet zwei Säle mit 350 und 100 Plätzen. Neben dem Kino stehen Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen sowie ein Kinderprogramm auf dem Plan. In der „Musical Manufaktur“ probieren sich Jung und Alt auf der Bühne aus. Vom Medienboard Berlin- Brandenburg bekamen die Betreiber 2023 für ihr engagiertes Programm die Höchstsumme von 40.000 Euro Prämie. In Bad Belzig wurden schon seit den frühen 1930er Jahren Filme im Saal eines Gasthauses vorgeführt. In den 1950er Jahren gab es einen Neustart im „Theater der Einheit“ mit moderner Technik, in den 1980er Jahren wurde ein zusätzlicher Saal geschaffen und vielfältig genutzt. Zwar musste das Haus 2001 schließen, doch es fanden sich bald zwei Unternehmer, die das Anwesen umbauten, mit barrierefreien Zugängen neu erschlossen und 2005 mit digitaler Technik als „Hofgarten“ wieder eröffneten. Heute bietet das Filmtheater in drei Sälen 335 Plätze und wird für sein Programm alljährlich vom Medienboard prämiert. In Werder laufen seit knapp zehn Jahren wieder Filme auf großer Leinwand. Anno 2000 hatten die 1940 eröffneten „Fontane Lichtspiele“ aufgeben müssen. Doch 2015 konnte das Kino mit einem neuen Betreiber eröffnen, als Scala Kulturpalast mit dem Mediencafé im Foyer und dem Fontane Saal. Neben dem Kino wird ein reichhaltiges Kulturprogramm angeboten, mit Konzerten, Kabarett- und Satire-Abenden sowie Lesungen und Reisevorträgen. Eigentümer des Gebäudes und des Grundstückes ist seit 2021 der Verein Freundeskreis Scala Kulturpalast Werder, der derzeit um Mittel und Spenden wirbt, um die Dachkonstruktion von 1940 zu sanieren. Die Logen und einige Plätze sind aktuell gesperrt – der Betrieb läuft aber weiter. Torsten Wahl • Neues Lichtspielhaus Beelitz Berliner Straße 202 beelitz.de/neues-lichtspielhaus • Neue Kammerspiele Kleinmachnow Karl-Marx-Straße 18 www.neuekammerspiele.de • Hofgarten Bad Belzig Puschkinstraße 1 www.hofgarten-belzig.de • Scala Kulturpalast Werder Eisenbahnstraße 182 www.scala-werder.de
27 Krimireihen spielen gern mit der Havel Schuss am Fluss Die Havel in Brandenburg © Steffen Lehmann/TMB Bei Theodor Fontane, der im Havelland oft unterwegs war, erscheint der Fluss noch lieblich. „Die Havel ist ein aparter Fluß, man könnte ihn seiner Form nach den norddeutschen oder den Flachlands-Neckar nennen“, schrieb er 1872. „Das Blau ihres Wassers und ihre zahllosen Buchten (sie ist tatsächlich eine Aneinanderreihung von Seen) machen sie in ihrer Art zu einem Unikum.“ Fontane begeistert sich für den Anblick der Havelschwäne: „Zu der Havelschönheit tragen die Schwäne ein sehr Erhebliches bei. Sie geben dem Strom auf seiner breiten Fläche eine königliche Pracht.“ Doch er schildert nicht nur eine Idylle, sondern beschreibt bitter, wie die großen Vögel seinerzeit gejagt worden: „Die Schönheit und Poesie dieses Tieres bietet eine mächtige Schußfläche.“ Traurig! Heute spielen Krimireihen mit dem Tod auf und an der Havel, allerdings auf profanere Art als bei Fontane. Autor Jean Wiersch, geboren in Brandenburg, ist vom Fach: Er arbeitet als Beamter im Führungsstab der Polizeidirektion West. Seit 2007 veröffentlicht er Krimifälle um den Polizeikommissar Andrea Manzetti, der aus Südtirol stammt, aber im selben Ort lebt wie der Autor, nämlich in Ketzür am Beetzsee. Der erste Fall hieß „Havelwasser“ – der Tote wurde unweit der Jahrtausendbrücke in Brandenburg gefunden. Auch die weiteren Fälle tragen die Havel im Namen: Havelsymphonie – Haveljagd – Havelgeister – Havelbande – Havelgift – Havelreime. Der jüngste Band heißt „Haveldorf“. Doch das fiktive Dorf Drejan liegt entlegen im Wald und ist ein gar finsterer Ort. Manzetti und Co stoßen auf einen Müllskandal und jagen einen Serienmörder. Schaurig! Die Havel im Titel tragen auch die Krimis von Tim Pieper, die seit 2015 erscheinen. Auf „Dunkle Havel“ folgte „Kalte Havel“, auf „Tiefe Havel“ folgte „Stille Havel“. Anders als Wiersch hat Pieper nicht den Beruf des Kriminalisten erlernt, sondern Literatur und Recht studiert. Sein Kommissar Toni Sanftleben lebt in derselben Gegend wie der Autor: Er wohnt in einem Hausboot unweit von Potsdam. Piepers Krimis spielen immer wieder direkt mit der Flusslandschaft. In „Tiefe Havel“ springt ein Verbrecher von der Stabbogenbrücke in Paretz auf ein Transportschiff, das auf dem Havelkanal unterwegs ist – die Story erzählt nebenbei einiges vom harten Alltag der Binnenschiffer. In „Finstere Havel“ rollt eine junge Frau mit ihrem Auto nachts am Anleger der Ketziner Fähre ins Wasser. Das Opfer hatte im Renaturierungsprojekt der Havel gearbeitet. Die Havel-Krimis von Tim Pieper sind nebenbei Reiseführer durch die Region. Der aktuelle Fall „Raue Havel“ reist in die Geschichte: Die Opfer, die in einem Bootshaus bei Werder gefunden werden, sind verbunden mit dem brutalen Vorgehen der sowjetischen Militäradministration gegen vermeintliche „Werwölfe“. Pieper bastelt einen internationalen Spionagefall aus dem historischen Geschehen, in dem Kommissar Sanftleben seine eigene Mutter retten muss. Trügerisch! Torsten Wahl • Jean Wiersch: Haveldorf Prolibris Verlag Rolf Wagner 223 S. | 14,00 € | broschiert EAN: 9783954752409 • Tim Pieper: Raue Havel Emons Verlag 302 S. | 14,00 € | broschiert EAN: 9783740813659 Kino, Kultur, Kulinarisches Karl-Marx-Str. 18 14532 Kleinmachnow www.neuekammerspiele.de
76 GEMEINDE MICHENDORF Streuobstwie
78 GEMEINDE NUTHETAL Gemeindeverwal
80 GEMEINDE SCHWIELOWSEE Schloss Ca
82 GEMEINDE SEDDINER SEE Gemeindeve
84 GEMEINDE STAHNSDORF Stahnsdorfs
86 GEMEINDE WIESENBURG/MARK Gemeind
88 AMT BEETZSEE Amtsverwaltung Beet
90 AMT BRÜCK Amtsverwaltung Brück
92 AMT NIEMEGK Schwimmbad am histor
94 AMT WUSTERWITZ Amtsverwaltung Wu
96 AMT ZIESAR Amtsverwaltung Ziesar
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