RUND UM DEN GARTEN48Naturgärten für Falter und ihren Nachwuchs – eine NABU-Referentin verrät:Wie locke ich Schmetterlinge in meinen Garten?Wie bekomme ich Schmetterlinge in meinen Garten,hieß der gut besuchte NABU-Vortrag in derGeschäftsstelle in der Pankower Wollankstraße.Viele hatten schon lange keinen „Kleinen Fuchs“,kein „Tagpfauenauge“ oder auch „Admiral“ mehrgesehen, nur noch Zitronenfalter als erste Botenim Frühjahr und Kohlweißlinge. Ja, sowohl dieMenge als auch die Vielfalt unserer Schmetterlingenimmt ab, bestätigte NaturschutzreferentinJuliana Schlaberg vom NABU Berlin. Noch sollen inDeutschland aber rund 3.700 Arten leben, in Berlinund Brandenburg immerhin 2.500. Einst gab eshier 900 Großschmetterlingsarten, heute sind 150davon bereits ausgestorben. Intensive Landwirtschaft,Pestizide, zu viel Dünger, der Verlust vonFeuchtgebieten, Trockenrasen und zu häufigesMähen nehmen den Faltern die Lebensgrundlage.Hinzu kommen in einer Großstadt wie unserer Flächenversiegelungund Rund-um-die-Uhr-Licht (95Prozent der Falter sind nachtaktiv und schwirrenbis zur Erschöpfung um Lichtquellen).Wussten Sie schon?Schmetterlinge lieben Brennesselndie Brennessel ist eine gute Futterpflanze für denNachwuchs. Schmetterlinge legen deshalb dortihre Eier ab, aus denen die kleinen Fressraupenwerden, die sich mehrmals häuten und dann verpuppen,um schließlich das Wunder eines Faltershervorzubringen. Noch beliebter als Futterpflanzensind bei den Flatterhaften übrigens Schlehen,Kleiner Sauerampfer und Himbeeren. Aber zumBeispiel auch Gemeiner Hornklee, Vogelwicke,Gewöhnliches Leimkraut, Goldrute, Thymian, Wiesensalbei,Liguster, Roter Hartriegel, Heide, Efeu…SchwalbenschwanzIm Vortrag lernen wir dank Fotos kennen, wie u. a.Aurorafalter, Kleiner Feuerfalter, Kleines Wiesenvögelchen,Faulbaum-Bläuling, C-Falter, GroßerFuchs, Schwalbenschwanz aussehen und wieihre Raupen. Es geht darum, welche Pflanzen dieSchmetterlinge und welche ihr Nachwuchs bevorzugen.Ein Naturgarten kann den einen wieden anderen Nahrung bieten. Eine Blumenwiesemit z. B. Wiesenschaumkraut, Schafgarbe, WildeMöhre, Hornklee, Kleiner Ampfer wäre laut JulianaSchlaberg ideal. Bitte kein perfekter, ständiggeschnittener Rasen, statt immergrüne eine seltengeschnittene Blühhecke, gern wilde Ecken imGarten, wo wachsen kann, was will.Andere Tipps: Abgestorbene Rispen und Stängelals Winterquartier stehen und Küchenkräuterim Sommer blühen lassen (sieht auch gut aus),giftfrei gärtnern, flache Trinkschalen aufstellen.Dass wir den Zitronenfalter am frühesten und amlängsten im Garten sehen, liegt daran, dass er mit10 – 12 Monaten das höchste Alter aller mitteleuropäischenSchmetterlinge erreichen kann. Die Falterüberwintern ohne Schutz draußen – auf Zweigen,zwischen trockenem Laub, in den immergrünenBüschen von Stechpalmen. Andere überwinterndeFalter wie Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs überwinternin Kellern, auf Dachböden, an Blattunterseiten.Viele Tagfalter leben aber nur wenige Wochenbis Monate, einige Arten bringen mehrereGenerationen pro Jahr hervor. Beim NABU Berlingibt es neben Vorträgen zu Schmetterlingen undFlyern auch Fotowettbewerbe. Sabine Nöbelwww.nabu-berlin.de/falterwww.schmetterlinge-brandenburg-berlin.de© Juliana Schlaberg/NABU
49Zu Besuch bei einer von rund1.400 Imker*innen in Berlin„Ich bin nach 15 Jahrenimmer noch Jungimkerin“Für das Treffen mit Ulla Grove werde ich gut vorbereitet.„Bitte keine schwarzen Sachen anziehenund bringen Sie ein Basecap mit!“ Dass Bienenneben ihrer sozialen Eigenschaft auch gefährlichwerden können, kann somit nicht in Vergessenheitgeraten. Wobei Ulla Grove betont, dass Bienennur dann zustechen, wenn sie sich bedrohtfühlen. Schwarze Kleidung zum Beispiel könneauf sie wirken, wie ihr Erzfeind, der Bär. Und dasBasecap soll ich tragen, damit sie sich nicht inmeinen Haaren verfangen und mir dann aus lauterHilflosigkeit in den Kopf stechen.So viel jedoch zu den Gruselszenarien. Denn, wiegesagt, eigentlich sind Bienen extrem sozialeTiere, die im Kollektiv arbeiten und leben und vorallem sehr viel wichtigere Dinge zu tun haben, alsMenschen gefährlich zu werden. Und genau daswar vor 15 Jahren der Grund für Ulla Grove, sichmit der Imkerei zu beschäftigen. Eigentlich, sagtsie, hätte sie lieber Ziegen gehabt. Nur wohin mitsolchen Tieren in der Großstadt?Grove wuchs auf einem Bauernhof auf, studierteSozialpädagogik, und war Mitbegründerin einesKollektivs, in dem sie lange lebte. Und ein Teil dieserGemeinschaft umgibt sie bis heute. Der Kollektivgedankehat sie nicht nur geprägt. Er hat ihrLeben bestimmt. Und wenn sie erzählt, höre ichein bisschen Wehmut in ihren Worten, über dieheutige Zeit, in der ihr keine Gruppe einfällt, dieso ein Konzept lebt.Aber immerhin stehen auf dem Dach über ihrerWohnung die drei Bienenvölker, denen sie sichaus eben diesem Grund sehr nah fühlt. „JedesBienenvolk ist anders“, sagt Grove. Und auch dasWetter spiele eine wichtige Rolle für ein Bienenjahr.Sie nimmt eine „Windel“, die in der Imkereieine Wärmedämmung ist und schiebt sie an diesemkühlen Apriltag, an dem wir uns treffen, ineinen Bienenkasten (Beute).Über den Dächern Berlins kümmertsich Ulla Grove um ihre Bienenvölker.Einmal pro Woche sieht Grove nach dem rechten,bei ihren Völkern. Sobald die Beute geöffnet sei,müssten schnelle Entscheidungen getroffen werden.Früher habe sie das beinahe überfordert, sagtsie. Mittlerweile könne sie selbst andere Imker anlernen.Aber trotzdem: Selbst nach den 15 Jahren,die die 71-Jährige nun diesem Hobby nachgeht,bezeichnet sie sich immer noch als Jungimkerin.Den Honig, mit dem schönen Namen „sweet wedding“verkauft sie nur an Freunde und Bekannte.Aber er ist so gefragt, dass sie ihn jedes Jahr wiederin ihrer Werkstatt im Erdgeschoss schleudert.Grove weiß, dass es weitere Imker hier in Weddinggibt. Kontakt zueinander pflegen sie jedoch nicht.Da sie Mitglied im Imkerverein ist, weiß sie allerdings,dass gerade die Amerikanische Faulbrutim Nachbarbezirk grassiert. Ein Grund mehr, aufmerksamund so kollegial wie die Bienen selbstzu sein und auf sie aufzupassen.© Pelny / apercu-MARLEN PELNY
Laden...
Laden...